Ο Hegel και το «τέλος της τέχνης»

Part of : Χρονικά αισθητικής : ετήσιον δελτίον της Ελληνικής Εταιρείας Αισθητικής ; Vol.ΚΑ-ΚΒ, No.1, 1982, pages 90-112

Issue:
Pages:
90-112
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Hegel und das "Ende der Kunst"
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Das Problem des Endes hat für die Gegenwartsphilosophie fast denselben Stellenwert, welchen das Prinzipienproblem für die griechische Philosophie einst hatte. Der Begriff des Endes wird in der Gegenwartsphilosophie in zwei Riehtungen thematisiert: Erstens kann er die Bedeutung haben, "Aufhören", "Absterben", "Verschwinden" oder "sich in eine unechte, falsche Realitärsebene transformieren". Zweitens kann er auf etwas Positives hinweisen, entweder auf die autarke Vollendung der Wirklichkeit, oder auf eine Vollendung, die aber keineswegs das Erschöpfen aller Möglichkeiten ist. Einen besonderen Sinn hat der Begriff des Endes für Hegel, für welchen das Ende ein Moment der Aufhebung ist und immer in dialektischer Verbindung mit dem Moment der Aufbewahrung und nicht allgemein als "Aufhören" oder als "Ver nichtung" zu verstehen ist. Der Hegelsche Begriff des Endes behält seine spezifische Bedeutung nur im Rahmen des Hegelschen Systems; wenn er aber unter anderen Voraussetzungen diskutiert wird, dann verliert er notwendigerweise die Relevanz, die er für Hegel hatte.Eine ähnliche Konfusion des Hegelschen und des nicht mehr Hegelschen Begriffs des Endes ergibt sich auch durch die Übertragung der Hegelschen Auffassung vom Ende der Kunst (Hegel selbst gebraucht diesen Ausdruck nicht) in andere systematische Konzeptionen. In unserem Jahrhundert hat dies B. Croce getan und Hegels Betrachtung über die "Auflösung" und die "Aufhebung" der Kunst als die angebliche Hegelsche Auffassung vom Tod und vom Verschwinden der Kunst verstanden und Hegels Ästhetik als die "Grabrede" der Kunst charakterisiert. Im Hinblick auf das Hegelsche System kann man die Hegelsche Position hauptsächlich unter drei Gesichtspunkten darstellen.Die Kunst hat zusammen mit der Religion und der Philosophie denselben Inhalt, die Wahrheit des absoluten Geistes. Die Kunst wird durch die Religion und dann zusammen mit der Religion durch die Philosophie aufgehoben. Die Philosophie ist die Aufhebung der Kunst, weil die Philosophie der mit Sinnlichke it verbundenen Objektivität ein Ende macht und sie mit der Objekt ivität des Gedankens vertauscht; die Philosophie ist auch die Aufhebung der Religion, weil sie der Innerlichkeit als Vorstellung ein Ende macht und die Innerlichkeit als Denken aufbewahrt.Die geschichtliche Entwicklung der Kunst von der symbolischen über die klassische zur romantischen Kunstform führt zur Auflösung und zum Zerfall der konstitutiven Elemente des Kunstbegriffs. Die Durchdringung von Inhalt und Form war eigentlich durch den Inhalt — durch die Wahrheit des Geistes — bestimmt, der seinerseits mit der Vorstellung des Geistigen d.h. des Göttlichen verbunden war. Religiöse Vorstellung und künstlerische Schöpfung waren in der Geschichte verbunden. Die Auflösung dieser Einheit von Inhalt und Form in die "verdoppelte Totalität" von Innerlichkeit und Äußer lichkeit geschieht, weil dem Geist bewußt wird, daß der Geist sich selbst in seiner Innerlichkeit zu suchen hat, da es keine adäquatesinnliche Darstellung seiner höchsten Bestimmung gibt. Dieser Zerfall beginnt schon am Ende der klassischen Kunst und wird an Ende der romantischen Kunst durch ein religiöses Ereignis, durch die Reformation vollständig herbeigeführt.Aber die Kunst ist eine Seite der Weltgeschichte. Deswegen ist sie mit der Entfaltung der Subjektivität verbunden. Der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit bestimmt auch das Geschick der Kunst. Die höchste Form dieses Bewußtseins ist durch die christliche Religion und insbesondere durch die Reformation erreicht. Das Christentum brachte ans Licht, daß die Subjektivität frei ist un auch dem anderen wie sich selbst die Freiheit zuerkennt und im Gegensatz von Endlichkeit und Unendlichkeit lebt, den sie jedoch zu überwinden versucht. In der Neuzeit, die eine Zeit des "Übergangs und der Geburt" ist, zieht sich der Geist auf sich selbst zurück, und tritt die endliche Subje ktivität in den Vordergrund. Der Geist sucht seine Wahrheit und Versöhnung in sich selbst auf der Ebene des Denkens und des Begriffs und arreicht die höchste Form seines Selbstbewußtseins, die (spekulative) Philosophie.Die Kunst ist nicht mehr die unmittelbare Form der Befriedigung der höchsten Interessen des Geistes, der jetzt die große Kunst der Vergangenheit durch die Vermittlung des Begriffs in seiner Gegenwart behält. Für die endliche Subjektivität ist die Verbindung von Kunst und Religion nicht mehrunmit telbar selbstverständlich; die Kunst wird überhaupt entsakralisiert, und das zeigt sich auch in der nachromantischen Kunst von Rafael.Die Entwicklung der Subjektivität ist für Flegel ambivalent. Einerseits ist die reichste Kunstform mit dem "heroischen Weltzustand" des Epos verbunden, anderseits erreicht der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit seiner höchsten Punkt in der Reformation, die zugleich die Auflösung der konstitutiven Momente des Kunstbegriffs herbeiführt. Trotz dieses Gipfels im Bewußtsein der Freiheit kommt die höchste Versöhnung des Geistes mit der Welt lichk eit nicht zustande. Die höchsten Interessen des Geistes sind nicht mehr das Wichtigste, weil die bürgerliche Gesellschaft durch partikuläre Interessen und endliche Zwecke bestimmt wird. Der Mensch gerät in den Gegensatz zwischen Gesinnung und Abhängigkeit von Gesetzen, Maximen und Arbeitsverhältnissen. Einen Aspekt der Autonomie des Bürgers konnte die holländische Malerei darstellen.Aber die Prosa der Verhältnisse hat den poetischen Weltzustand aufgelöst. Die Kunst entdeckt den "Humanus", den allgemein menschlichen Menschen, der jedoch kein unmittelbarer Gegenstand der Kunst sein kann, da er abstrakt ist und keine notwendige Bestimmungen hat. Der Roman übernimmt jetzt die Aufgabe des Epos, da er den Gegensatz zwischen der "Poesie des Herzens und der Prosa der Verhältnisse" darzustellen und dadurch dem "Human us" einen allgemeineren Inhalt zu geben hat.Nach Hegel bleibt die Kunst in ihrer höchsten Bestimmung "für uns" etwas Vergangenes. Der Mensch der Neuzeit betrachtet die Werke der großen Kunst der Vergangenheit weder als Grieche noch als Katholik, den er ist keiner von beiden mehr und kann die einst notwendige Verbindung von Kunst und Religion nicht mehr unmittelbar nachvollziehen. "Für sich aberbehält die große Kunst der Vergangenheit ihre höchste Bestimmung und ihren Stellenwert in der Entwicklung des Selbstbewußtseins des Geistes; dies wird jet zt durch die Vermittlung des Begriffs gewußt.Wenn die Kunst unter dieser Bestimmung der Vergangenheit gehört, wird sie dadurch "für uns" weder verschwunden noch hat sie "für uns" jeden Sinn verloren. Unter den Bedingungen der bürgerlichen Gesellschaft suchen wir in ihr das allgemein Menschliche und versuchen mit ihr ins Gespräch zu kommen. So ist ihr Geschick für uns ambivalent, sie ist "für uns" zugleich ver­gangen und präsent. Aber auch die Kunst als schöpferische Tätigkeit bleibtbestehen; es gibt Kunst auch nach der Aufhebung der Kunst, wenn auch unter anderer Bestimmung. Obwohl nach Hegel die bürgerliche Zeit ungünstig für die Kunst ist, genießt jetzt der Künstler eine ambivalente aber immerhin eine größere Freiheit als früher in der Auswahl der Themen. Gerade die experimentelle Freiheit ist die Bestimmung der nachromantischen Kunst, wenn auch Hegel durch diese Feststellung die Grenzen seines Systems erreicht.
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