Μαρτίνος Λούθηρος : επί τη 500ρίδι από της γεννήσεως αυτού

Part of : Θεολογία : τριμηνιαία έκδοση της Ιεράς Συνόδου της Εκκλησίας της Ελλάδος ; Vol.54, No.1, 1983, pages 7-46

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7-46
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Aus Anlass des Jubiläums von Martin Luther wird hier zunächst in allgemeiner Hinsicht, dann aber vom speziellen Standpunkt seiner Haltung der Orthodoxen Kirche gegenüber aus seine reformatorische Tätigkeit analysiert.Zuerst wird dem ein kurzer Bericht über Luthers Persönlichkeit und Werk vorausgeschickt, woraus wir u.a. folgende Schlüsse zogen: Trotz Luthers anfänglichen guten Vorsatzes, dass seine Reformation auf die freie Verkündigung des Evangeliums in der Römischen Kirche und auf ihren Ruf zur Busse und zur Wiedergutmachung des in ihr Schlechtbestellten und zur Vermeidung eines kirchlichen Schismas sich beschränkte, wurde er wegen der für ihn und seine Pläne ungünstigen Entwicklung der Lage, wegen der Starrheit und der in vielem verfehlten Haltung und Politik Roms wie auch der Einmischung der politischen Landesherren in die Fragen der Reformation, indem sie eigene Ziele verfolgten, und allgemeinhin wegen des Zusammentreffens vieler und mannigfaltiger ungünstiger Faktoren verstossen. Und während es den Anschein hat, als habe Luther, zumindest im Anfang, nur die Unterdrük- kung der Missbräuche, in welche die Kirche von Rom geraten war, und die Wiederbelebung des religiösen Gefühls des Volkes dem Geist des Evangeliums gemäss im Auge gehabt, wurde er allmählich mehr und mehr zur Schaffung einer neuen kirchlichen Konfession geführt, d.h. zur Gründung einer neuen eigenen Kirche, die er auch mit einer eigenen kirchlichen Organisation, einem eigenen Verwaltungs- und theologischen System versah, was die Teilung der Westkirche in den römisch- katholischen und in den protestantischen Zweig zeitigte. Und es ist schrbezeichnend, dass moderne Theologen, unter ihnen auch nicht wenige prominente römisch-katholische Theologen, akzeptieren, dass einen Grossteil der Verantwortung für dieses westliche kirchliche Schisma auch die Römische Kirche durch ihre Vertreter zu jener Zeit trägt und nicht nur Luther. Darum berät man sich über die Möglichkeit einer Überwindung der Kirchenteilung. Diese Ansicht scheinen auch viele angesehene heutige Laien, bewusste Christen von beiden Seiten in ihrer gemeinsamen Verantwortlichkeit als Glieder jeweils des römisch-katholischen und des protestantischen Kirchenvolkes für die Einheit der Kirche Christi zu teilen. In der Tat, wer heute die Luther und seiner Lehre gegenüber eingenommene Haltung der heutigen Römisch-Katholischen Kirche unvoreingenommen studiert, wird eine ihre grosse, wohlwollende Hinwendung zum Reformator und eine insgesamte oder teilweise Akzeptierung — ostensibel oder mit stiller Reserve — seiner hinlänglichen Lehren feststellen, während von nicht wenigen anderen, hinsichtlich der entsprechenden römisch-katholischen Lehren, durch ihre neue Interpretation ein Kompromiss angestrebt wird. So bemüht man sich nun,während früher in der römisch-katholischen Theologie unvermindert die Polemik gegen Luther und seine Theologie, bereichert und gestaltet durch die Beschlüsse des Tridentinum und des Ersten Vatikanum anhielt — im Gegensatz zu den letzten zehn Jahren, zumal aber seit dem Zweiten Vatikanum (1962-1965), um ein Verständnis und eine Annäherung der beiderseitigen Ansichten über Luther, und zwar unter seriösen römisch-katholischen und protestantischen Theologen, bis zu dem Punkte, dass man lang und breit über die Möglichkeit der Aufhebung des wider Luther ausgesprochenen päpstlichen Kirchenbannes und der Anerkennung seines Platzes in der christlichen Kirche und Theologie diskutiert. Wenngleich noch keine vollständige Übereinstimmung erlangt ist und der Papst offiziell eine bezeichnende Reserviertheit bewahrt, bleibt dennoch die Tatsache unumstritten, dass Luthers Denken tiefe Spuren schlechthin in der christlichen Kirche und Theologie wie auch in der jüngeren Weltgeschichte hinterlassen hat, insofern es nicht nur die protestantische, sondern zugleich auch die römisch-katholische Christenheit beeinflusst hat, indem sie zu Anfang die Lutherische Reformation durch ihre eigene Gegenreformation abschlagen und seither bis zum II. Vatikanum dieselbe tiefer erforschen musste, bis zu diesem Konzil, das diese bei ihren Beschlüssen über die Erneuerung der Kirche nicht nur negativ, sondern auch positiv ernstlich in Betracht zog. Ja, in solch einem Aus- mass, dass man gar behaupten könnte, dass Luthers theologisches Denken und sein Geist die Verfasser nicht weniger theologischer Texte und Beschlüsse dieses Konzils sowieso zu einem beachtlichen Grad positiv oder negativ beeinflussten. Seither ist ein positiver Einstieg römisch- katholischer Theologen in Luthers Theologie zu verzeichnen, und aufgrund eines offiziell durchgeführten lutherisch — römisch-katholischen Dialogs wurde Luther 1970 vom Kardinal Willebrands fürderhin offiziell als "gemeinsamer Lehrer" der Protestanten sogutwie der römischen Katholiken anerkannt, indem von anderen Theologen die Ansicht kundgegeben wurde, dass "ohne eine zumindest grundlegende Verständigung über Luther keine ökumenische Verständigung denkbar ist".Zweitens wird Luthers Einstellung der Orthodoxen Kirche gegenüber untersucht; sie ist wohl als positiv zu bezeichnen, wenn in der Orthodoxie hauptsächlich Anhaltspunkte für seine Lehre gesucht werden. In der Polemik der verschiedenen modernen Lehren und Neuerungen der Römischen Kirche trachtete Luther auf eine geringe Anzahl von gewissen Punkten der Lehre und der Praxis der Orthodoxen Kirche sich zu stützen, die mit seiner eigenen Lehre und seinen Auffassungen übereinstimmen, aber ohne tieferes Durchdenken und Wissen um die gesamte Lehre, um den Kult, die Verfassung, Frömmigkeit und um das Leben schlechthin der Orthodoxen Kirche als einer besonderen und von Rom unabhängigen, wahrhaftig apostolischen und katholischen Kirche. Jedenfalls betrachtet Luther ganz richtig die Orthodoxe Kirche als die Kirche der Väter und als die echte und authentische Repräsentantin der alten vereinten Kirche, und er rief sie bei den vielen Begebenheiten seiner reformatorischen Tätigkeit als valide und authentische Zeugin an, indem er fünf Hauptpunkte einer Übereinstimmung der orthodoxen mit der lutherischen Lehre und Praxis bezüglich des päpstlichen Primates, des Fegefeuers, der Erlasse, der Entziehung des Laienkelches in der Messe und der Sprache derselben feststellte. Aber weit mehr verblieb er beim Primat des Papstes, besonders in seinem Gespräch mit dem päpstlichen Theologen Eck. Aber über diese wenigen Punkte hinaus ist Luther, wohl aus Unkenntnis der Orthodoxen Kirche, nicht weitergegangen, und so konnte oder wollte er den Protestantismus nicht zur Ostkirche der Väter und der Synoden hinwenden und ihn somit zur wahren Orthodoxie und zum echten evangelischen Christentum hinbringen, sondern blieb auch weiterhin stets ein westlicher Theologe, indem er mit lateinischen Denkkategorien Theologie trieb und sich davon nicht völlig befreien und die Fesseln scholastischen Denkens nicht zerbrechen konnte, stets dem Denken der östlichen Väter fremd bleibend, die er ignorierte und unterschätzte, wenn er ihre Autorität und Validität und schlechthin die hl. Überlieferung der Kirche verwarf und die hl. Schrift einseitig überbetonte. Hätte Luther die von der Ostkirche über fünfzehn Jahrhunderte hin damals fest eingehaltene alte kirchliche Tradition geachtet, und hätte er eine vollständigere Kenntnis der Lehre ihrer griechischen Väter gehabt, und wenn andererseits die Ostkirche frei und im XVI. Jahrhundert auf der Höhe gewesen wäre, wäre die Reformation anders verlaufen, die sich auch dem christlichen Osten hätte zuwenden können, und zwar einer Beistimmung und Annäherung ihrerseits zur östlichen Orthodoxie bin, die seit vielen Jahrhunderten die Irrlehren und Neuerungen des Papsttums abwies, das souverän den Primat und die Unfehlbarkeit in der ökumenischen Kirche beanspruchte, und hinreichend den Boden für die Lutherische Reformation vorbereitet hatte. Aber statt dessen verwarf Luther die in der Orthodoxie bewahrte unverfälschte, heilige Überlieferung der alten, vereinten Kirche und die Struktur jener Kirche wie auch ihrer fundamentalen dogmatischen Lehre, und dies alles mit dem einzigen Mass und Kriterium, dem Wort Gottes in der hl. Schrift, subjektiv aufgefasst und rationalistisch ausgelegt. Es versteht sich allerdings von selbst, dass dies und andere Bestreitungen Luthers, die u.a. auch viele alte kirchliche Überlieferungen, bei denen im Westen Missbrauche zu verzeichnen waren, seitens der orthodoxen Traditionskirche und Theologie unstatthaft waren, was zum Teil ihre zu Anfang reservierte Haltung der Reformation des XVI. Jhs gegenüber erklärt. Bei dieser Sachlage ist es begreiflich, weshalb weder auf der theoretischen noch auf der praktischen Ebene Luther Erfolg hatte, sich der östlichen Orthodoxie zu nähern, und so war zu seiner Zeit kein Treffen zwischen Protestantismus und Orthodoxie möglich, welche damals andererseits, sich im Verfall und in der Unterjochung seitens der Türken befindend, freilich keine entsprechende Initiative übernehmen und erfolgreich hätte durchführen können. Trotzdem ist es besonderer Beachtung wert, dass Luther mit Melanchthon allgemeiner die Frage der Beziehungen zwischen Orthodoxie und Protestantismus wohl auf höherer theologischer Ebene aufwarf, auf der sie fortgesetzt, sich hauptsächlich als dieselben bis zum gegenwärtigen Jahrhundert unter Teilnahme der Orthodoxen und der Lutheraner zu der ökumenischen kirchlichen Bewegung entfaltet haben, in welcher sie in dem Rahmen des Weltrates der Kirchen, zumal in seiner Abteilung "Faith and Order", den theologischen Dialog indirekt fortsetzen. So fand der zwischen der Orthodoxie und dem Luthertum und genereller mit dem Protestantismus stattfindende Dialog — nach der Abweichung von demselben mit Kyrill Loukaris (im XVII. Jh) wie auch infolge der proselytisierenden Tätigkeit der protestantischen Missionare im orthodoxen Osten (im XIX. Jh) — wieder seine ursprüngliche echte Gestalt und kam nach der Entgleisung wieder auf den richtigen Weg, den Luther und Melanchthon am Anfang vorgezeichnet hatten und den danach die Wittemberger und die mit Metrophanes Kritopoulos sich unterredenden Lutheraner, vor allem Theologen, befolgten, d.h. er gewann wieder die Form des theologischen Dialogs, und zwar durch in lauterem wissenschaftlichem Geist des theoretischen Gesprächs über die dogmatischen, liturgisch-kanonischen und über andere Differenzen und die Erforschung der Wahrheit wie auch der im Geiste christlicher Liebe harmonischen Zusammenarbeit der Orthodoxen und der Protestanten in den die heutige Welt peinigenden Themen und Probleme des praktischen Christentums. Das allgemeine Ergebnis des zuvor Gesagten ist, dass, da die heutigen Lutheraner die Verständigung, die Förderung und die Intensivierung der Beziehungen und die Zusammenarbeit mit den Orthodoxen wünschen, wenn sie bekunden, dass ihr Ziel insonderheit das Zeugnis der Apostel und der Urkirche von der "Wahrheit" und ihre Rezipierung sowie ihr "Zeugnis" sei, andererseits aber auch die Orthodoxe Kirche sich bewusst ist, dass sie die Trägerin "des ein für allemal den Heiligen überlieferten Glaubens" und der Wahrheit ist (Jud. 3), besteht weiterhin mit des Herrn Beistand stets die Hoffnung auf Verständigung und Übereinstimmung der beiden Kirchen, der Orthodoxen und der Lutherischen, durch den zustandegebrachten orthodoxlutherischen theologischen Dialog — und dies um so mehr, als von Jeremias II. dem Patriarchen von Konstantinopel und den byzantinischen Theologen um ihn bis auf den heutigen Tag festgestellt worden ist, dass "in fast allen Wichtigeren" zwischen Orthodoxen und Lutheranern Übereinstimmung bestehe, wie er selbst im Jahre 1579 an die Wittemberger Theologen von Tübingen geschrieben hatte. Demzufolge hoffen viele heutige Orthodoxe und Lutheraner bei ihrer Bemühung um die volle Einheit der Kirche Christi in Wahrheit und Liebe auf die Beilegung und Überwindung aller zwischen ihnen bestehenden Differenzen und Uneinigkeiten durch das göttliche Haupt der Kirche, auf dass alle durch das Wissen um die in der Orthodoxie befindlichen Wahrheit und durch die Bande der Liebe zu der Einheit des Glaubens gelangen, damit dergestalt "alle eins seien, damit die Welt glaube" (Job. 17,21).
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Περιέχει βιβλιογραφία, Ομιλία τοϋ ’Ακαδημαϊκού Ίωάννου Ν. Καρμίρη έν τή έκτάκτω συνεδρίφ της ’Ακαδημίας ’Αθηνών τή 25 ’Ιανουάριου 1983 κατά τον εορτασμόν τής 500ρίδος άπό τής γεννήσεως τοϋ Μαρτίνου Λουθήρου. Βλ. καί Πρακτικά τής ’Ακαδημίας, τόμ. 58 (1983)