Καλαμαριά : (Από την ιστορίαν της βυζαντινής Χαλκιδικής)

Part of : Μακεδονικά ; Vol.17, 1977, pages 259-297

Issue:
Pages:
259-297
Parallel Title:
Kalamaria
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Articles
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Bis zum Begin des 20. Jahrhunderts trug das Tor der östlichen Mauervon Thessalonike, welches sich am Ostende der Hauptstrasse vonThessalonike, der sogenannten Egnatia-Strasse, befand, den Namen Kalamaria-Tor (Porta-Kalamarias), offensichtlich weil es zu der östlich der Stadt liegenden und Kalamaria genannten Gegend führte. Diesen örtlichen Namen Kalamaria hat heute die süd-östlich von Thessalonike liegende Siedlung von Flüchtlingen bewahrt.Bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts aber, bis zur Zeit des Kameniatesnämlich, nannte sich dasselbe Osttor Kassandreotike (Kassandrien-Tor), offensichtlich weil es zu Kassandrien von Chalkidike führte. Es muss also etwas nach der Zeit des Kameniates statt gefunden haben, welches den Namenwechsel des Tores von Kassandrien-Tor zu Kalamaria-Tor verursachte. Was geschah und wann es geschah soll im folgenden untersucht werden.Es ist bekannt, dass schon in der Komnenenzeit und öfters nach 1204 die grosse administrative Einheit «Katepanikion», welche mehrere vereinigte Themenunter einem «Katepano», einem über den Kommandanten des Themas Strategos stehenden Archon, einfasste, sich auflöst und zu einem «Vandon», zu der kleinsten Einheit eines Themas, herabgeführt und zugleich der «Katepano» dem «Comes», dem Kommandanten eines «Vandon», gleichgesetzt wird.So fasste das Thema von Thessalonike infolge dieser Reformation zehn«Katepankia» ein, eines von denen die Bezeichnung «Katepanikion Kalamarias» trug. Seine geographische Ausdehnung, wie sie sich auf Grund der Akten der Athosklöster, welche Besitzungen in diesem Bezirk hatten, bestimmen lässt, dehnte sich östlich der Stadt Thessalonike in der Richtung zu Chalkidike vom Fuss des östlich der Stadt liegenden Chortiates-Berges bis zum Hals der Kassandra-Halbinsel und von der Westküste der Chalkidike bis zum Fluss Vatonia (dem alten Olynthios), welcher sich zum Toronaios oder Singitikos Meerbusen ausgiesst.Dieses «Katepanikion Kalamarias» muss zwischen dem Ende der Frankenherrschaft in Mazedonien (1224) und seiner ersten Erscheinung in den Athosakten im Jahre 1300 gegründet worden sein, da aber der Orstsname Kalamaria schon im Jahre 1083 erwähnt wird, muss auch ein «Vandon Kalamarias» gegeben haben. Nach der türkischen Eroberung Thessalonikes vom1430 blieb nur der Orstname Kalamaria, welcher sich bis zu unserer Zeit erhaltenhat. Was bedeutet aber Kalamaria?Die alte Etymologie von Novakovitz, dass Kalamaria von angeblich der Tsaritsa Mara, von der Tochter des serbischen Herrschers Georg Vrankovitz und Gemahlin des Sultans Mourat II stammt, welche Spenden zu Athosklöstern gemacht hatte und welche bei ihnen als Gute-Maria (Kali-Maria) bekannt ist, ist schon längst verworfen worden, da der Ortsname Kalamaria in Klosterakten älteren als die Tsaritsa Mara gefunden worden ist. Die bis heute herrschende Etymologie von Cousinéry, dass es sich dabei um schöne Ortschaften (Kala-meria) handelt, welche Tafel, Tafrali u.a. angenommen haben, und welche von der Beschreibung des Kameniates der östlichen Ortschaften von Thessalonike als schöne Orten beeinflusst worden ist, kann sprachlich nicht unterstützt werden und ist dem Kameniates und dem Chumnos in ihren Beschreibungen nicht bekannt, obwohl eine schöne Ortschaft immer noch Kala-meria benannt werden könnte und doch nirgends in Griechenland eine schöne Ortschaft Kala-meria benannt worden ist.Der erste Bestandteil des zusammengesetzten Wortes Kala-meria ist nicht das Adjectivum «kalos-e-on», sondern das Substantivum «scala». Der Artikel des Genetivum hat leicht das Anfangssigma des Wortes weggenommen: Tis-Skala-merias)Tis-s-Kala-merias)i Kala-meria )i Kalamaria. Noch ein anderes zusammengesetztes (Syntheton) Wort mit erstem Bestandteil (Synthetikon) das Wort «Scala» hat, nach Prokop, De aedif. IV, 17, gleichweiseaus «ad Scalas veteres»)Kalasvatares oder Kalasvataras in Numidien gegeben. Es ist klar, dass mit Scala-merias) Kala-meria) Kalamaria dasselbe geschehen ist.Mit dem italienischen Wort «Scala» wurden, wie bezeugt, schon im Ί.Jahrh. n. Chr. der Landungsplatz eines Hafens und der Hafen selbst bezeichnet und solche «Scalae» gab es viele im Bereich des ganzen Byzantinischen Staates, wie auch auf der Chalkidike manche solche bezeugt sind. Eine von denletzten im später als Kalamaria bekannten Bezirk befindliche, soll, nachdem sie aus irgendeinem Grund Bedeutung gewonnen hatte, das erste Synthetikon zum Syntheton Scala-merias, welches sich später durch den Genetivartikelzu Kalameria verdarb, gegeben haben.Das zweite Synthetikon «merias» des Syntheton hat mit schönen Ortschaften nichts zu tun, sondern wurde «meria» und später «tourma» die erste Einteilung einer Themenarmee oder einer Themenflotte, welche unter einem «Merarches» oder einem «Tourmarches» stand, genannt. So bedeutet die Scala-merias den Landungsplatz und den Hafen einer «meria» oder «tourma»von einer der dreien Themenflotten.Das Thema von Thessalonike war und wurde niemals ein Seethema, inder Zeit aber der Seeherrschaft der arabischen Piraten von Kreta im ägäischen Meere und nach der unerwarteten und schmerzhaften Eroberung von Thessalonike durch dieselben im Jahre 904 verstärkte die Regierung von Konstantinopel, indem sie auch ihre Seekräfte reorganisierte und indem sie Schutzmassnahmen gegen die Piraten traff, bekanntlich die Landmauern von Thessalonike und vermutlich schützte sie auch noch die Stadt seitens der See, indem sie ihre Bewachung einer «meria» des ägäischen Seethemas übergab, dem Tadel des Patriarchen Nikolaos Mystikos, sie habe die rechtzeitige Seeunterstützung der bedrohten Stadt vernachlässigt, Folge leistend.Diesse Flottenabteilung (meria) hatte, aller Wahrscheinlichkeit nach, einen Hafen an der Westküste von Chalkidike dem überwachten Thermäischen Busen offenen als ihre Operationsbasis ausgewählt. Einen solchen Hafen an dieser Westküste gibt es aber heute nicht, dass es aber einen solchen jemals gab, wird von Livius, 44,10, bezeugt,welcher von einer Landung der römischen Flotte in einem solchen im Jahre 168 v. Chr. spricht. Dieser Hafen soll den Namen Scala-merias bekommen haben, welcher später zu Kalamariaverdorben wurde. Nach der Zurückeroberung von Kreta im Jahre 960 und der Vernichtung der Seeräubergefahr wurde die byzantinische Flotte vom 11. Jahrhundert an vernachlässigt und die Komnenen benutzten fremde angesoldete Flotten, sodass die Scala-merias vergessen und nur als einer unverständlicher Ortsname Kalameria oder Kalamaria verblieben wurde, mit welchem sich später die Paretymologie befasste.An der Westküste von Chalkidike aber und zwischen dem Kap Ainaionund dem Hals der Halbinsel von Kassandra wird die alte Stadt Antigoneia Psaphara gelegt, eine Stiftung des Antigonos Gonatas im Jahre 280 v. Chr., welche die römische Flotte im Jahre 168 v. Chr. nach Livius, 44, 10, anlief und wessen Verschwindung ihr Adjectivum Psaphara (=sandig, pulverig) an dieser von Seewellen und heftigen Westwinden zerfallenden Westküste von Chalkidike erklärt.Dazu gibt es heute noch in j en er Gegend Metochia der Klöster Xenophon,in dessen Akten der Ortsname Kalamaria zum ersten mal erscheint, HagiouPaulou und Chilandar, welche von serbischen Herrschern begütert wurdenund von welchen die falschen Akten der Spende der Tsaritsa Mara und die Saga über die Kali-Maria (Gute Maria) stammen. Dies weist daraufhin, dass in dem Bezirk dieser Klosterdependanzen der Ortsname Kalamaria geboren wurde und die Scala-merias zu suchen ist, dieser Bezirk aber ist eben der Bezirk, wo Antigoneia Psaphara und ihr Hafen gelegt wird.
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856:https://ejournals.epublishing.ekt.gr/index.php/makedonika/article/view/5931, DOI: https://doi.org/10.12681/makedonika.370
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