'Αρχιλόχου άπ. 58 D. (=130 W.)

Part of : Αρχαιογνωσία ; Vol.1, No.2, 1980, pages 237-260

Issue:
Pages:
237-260
Parallel Title:
Zu Archilochos, fr. 58 D. ( = 130 W.)
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Abstract:
Der Hauptsinn des Fragments ist nach communis opinio die Allmacht der Götter im Gegensatz zu der Schwäche der Menschen. Dies wird mit zwei Beispielen (πολλάκις μεν... πολλάκις δ'...) klar gemacht. Die Auffassung, daß sich in der Lesart τ' είθεϊάπαντα eine Verbform verbirgt, wird abgelehnt; denn eine solche Form setzt vor den überlieferten Versen auch einen anderen Text (etwa mit vokativischer Anrede o. ä.) voraus, was sich nicht beweisen läßt. Dagegen steht das Adverb ρ'εϊα der Überlieferung bzw. dem oben genannten Sinn des Fragments näher als jedes andere der bisher vorgeschlagenen Adjektive, und zwar mit Elision: ρεί' (West's Bemerkung, bei dieser Emendation sei das erste anceps lang, ist nicht zutreffend. Unzutreffend ist auch die Ansicht von Korzeniewski, daß im troch. Tetrameter «Wortschluß nach 3. Anceps selten, nach 1. Anceps fast ausgeschlossen» ist). Mit der Korrektur κείνοις, die man mit έπειτα—κακά konstruiert bzw. mit der unmittelbar vorangehenden 2. Gruppe von Menschen (άνατρέπονσι—υπτίους) verbindet, wird der letzte Vers (5) mit seinem Singular (πλανάται... παρήορος, sc. ό άνήρ) sowohl von dem Zusammenhang als auch von dem ganzen Fragment abgetrennt und isoliert. Darüber hinaus wird bei der 1. Gruppe von Menschen, die von den Göttern aufgerichtet werden, nicht weiter gesagt, was auf ihre Aufrichtung folgt. Dies läßt sich leicht vermuten, oder der Dichter überläßt dies dem Leser. Genau dasselbe gilt oder muß m.E. auch bei der zweiten, also der Gegengruppe jener Menschen gelten, die von den Göttern gestürzt werden. Denn wenn man bei der 2. Gruppe eine Erweiterung als Folge ihrer Stürzung (d.h. κείνοις—κακά) annähme, dann wäre diese 2. Gruppe im Vergleich mit der 1. (die keine solche Erweiterung hat) eine isolierte und danach unberechtige Ausnahme. Nach all dem scheint κείνοις falsch zu sein. Zu prüfen blieben dann κ<λ>ίνουσι und κινοΰσι. Die ersten Sätze des Fragments haben sowohl eine konkrete als auch eine übertragene Bedeutung: «die Götter richten oft Menschen auf...» und andererseits «sie stürzen Menschen oft zu Boden,...», d.h. (metaphorisch): «die Götter machen ευτυχείς die δυστυχείς und dagegen «δυστυχείς die ευτυχείς». Die Götter wirken also hier (im konkreten Sinn) als Menschen oder der Dichter drückt den Lebenswandel der Menschen gerade mit konkreten Bildern (Vorstellungen) menschlicher Taten aus: «die einen (d.h. die Götter als Menschen wirkend) richten oft die anderen (d.h. die Menschen) auf» und dagegen «(jene) stürzen oft diese zu Boden». Bei der Darstellung aller dieser «lebendigen» Bilder haben also die einzelnen Sätze diese beiden Bedeutungen. Nur mit dieser Feststellung vor Augen kann man diese Verse richtig verstehen bzw. interpretieren] Jedes Bild verlangt aber weiter zuerst (im konkreten Sinn) die entsprechende Formulierung. So verlangt z.B. das Verb όρθοϋσιν (im konkreten Sinn) das Partizip κείμενους, das weiter die lokale Bestimmung έπι χθονί verlangt usw. Auch das Partizip βεβηκότας zusammen mit seinen zwei Adverben μάλ' εϋ und mit der Bedeutung «sehr gut fest stehend» verlangt ebenfalls im konkreten Sinn zweifellos (nicht die Korrektur κλίνουσι, weil die κλίσις ja in der ανατροπή mit inbegriffen ist, sondern) die überlieferte Verbform κινοϋσι: Wenn man einen «sehr gut fest stehenden» Menschen zu Boden stürzen will, muß man ihn zuerst von seinem festgehaltenen Platz bewegen (erschüttern), so daß er seine Standhaftigkeit verliert, und erst danach kann man ihn zu Boden stürzen. Mit diesem Bild vor Augen bzw. mit Berücksichtigung der genannten Bedeutung von μάλ' εϋ βεβηκότας wird also die überlieferte Verbform κινοΰσι völlig berechtigt, ja sogar höchst notwendig. Die beiden Verbformen: άνατρέπουσι... κινοΰσι sind als ύστερον πρότερον zu verstehen. Im Text wurde zuerst άνατρέπουσι und danach κινοΰσι benutzt, und zwar nicht nur aus metrischen Gründen, sondern vielmehr um die enge Verbindung mit seinem unmittelbar vorangehenden Oppositum όρθοϋσιν auszudrücken. Die Ansichtt daß der Aufbau der ersten Verse «Verbum + Objekt» sei und daher eine zweite Verbform unberechtigt sei, stimmt nicht; denn das Bild der genannten Stürzung verlangtt wie gesagt, eine vorhergehende Wirkung, daher die zweite Verbform κινοϋσι, während die Aufrichtung (der auf schwarzer Erde liegenden Menschen) keine solche Vor-Wirkung voraussetzt, daher wird bei diesem Bild nur ein Verb benutzt (όρθοϋσιν). Mit Semikolon nach κινοϋσι bilden dann die zwei letzten Verse nach ihrem Sinn eine neue, besondere Einheit: Außer der Aufrichtung bzw. der Stürzung der Menschen von den Göttern, begegnen Επειτα dem Menschen (γίγνεται, sc. τω άνδρί, ein kollektiver Singular statt τοις ά.) πολλά κακά και... πλανάται (sc. ό άνήρ) και... παρήορος (sc. Εστί oder γίγνεται ό άνήρ). So wird also die Beziehung dieser beiden Verse zueinander bzw. zu dem ganzen Fragment eindeutig. Ferner gewinnen wir mit dieser neuen Einheit ein weiteres (drittes) Beispiel für die Allmacht der Götter im Gegensatz zu der Schwäche der Menschen.
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