Ηράκλειτος, απόσπασμα 102 : ερμηνευτική προσέγγιση

Part of : Πλάτων : περιοδικό της Εταιρείας Ελλήνων Φιλολόγων ; Vol.50, No.1, 1998, pages 127-139

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127-139
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Die Echtheit des Fragments 102 Heraklits ("Für Gott ist alles schön und gut und gerecht; die Menschen aber haben das eine als ungerecht, das andere als gerecht angenommen") wird oft bestritten. Das Fragment wird meistens für eine Paraphrase des Porphyrios, der es überliefert, gehalten. Darüber hinaus ist Β 102 unterschiedlich interpretiert worden. Man hat es zum einen auf die Theologie Heraklits, zum anderen auf seine Logoslehre (und zwar auf die coincidentia oppositorum), zum dritten auf seine Ethik und Sozialphilosophie bezogen. Im vorliegenden Aufsatz wird zunächst die Echtheitsfrage besprochen. Dann werden die verschiedenen Deutungsversuche in vier Gruppen (Theologie', 'Einheit der Gegensätze', 'Krieg und Dike\ 'Harmonie') eingeordnet und eingehend diskuriert.Die Ergebnisse der Untersuchung lauten: Β 102 bezieht sich sowohl (und primär) auf die Lehre von der Einheit der Gegensätze als auch auf die Theologie Heraklits, wobei es eine deutliche ethische und soziale Dimension hat. Abzulehnen ist die Deutung des Fragments unter dem Gesichtspunkt der Relativierung von 'gerecht' und 'ungerecht'. Die Überlegenheit Gottes über den Menschen wird von Heraklit stark betonnt. Was aber hier besonders hervorgehoben wird, ist die unterschiedliche Betrachtungsweise der Realität, d.h. die makroskopische und die mikroskopische: (a) Einerseits wird die Gesamtheit des Weltgeschehens (einschließlich des Geschehens im menschlichen Raum) als eine Einheit erfaßt, d.h. als ein Geschehen von Gerechtigkeit, Ordnung und Harmonie. Solche makroskopische Auffassung von der Realität hat der Gott, der Heraklit zufolge die Dinge synthetisch auffaßt und der auf eine gewisse, vermutlich Undefinierte Weise den Dingen immanent oder als die Gesammtsumme der Dinge erscheint; deshalb existiert für Gott die von den Gegensätzen implizierte Besonderung nicht, (b) Andererseits wollte Heraklit die Dimensionen der mikroskopischen Auffassung von der Realität zeigen. Nach dieser Auffassung, welche auch als analytisch bezeichnet werden kann, wird die Realität als ein aus (moralischen, sozialen wie auch natürlichen) Gegesätzen konstituiertes Ganzes verstanden. Auf solche Weise fassen die Menschen (diejenigen selbstveständlich, die nicht auf den Logos hören) die Realität üblich auf. 'Gerechtes' und 'Ungerechtes' sind allerdings reale Zustände bzw. Gegensätze; darüber hinaus sind sie als soziale und politische Werturteile im empirischen Bereich sinnvoll und gerechtfertigt. Unter dem Gesichtspunkt des Gottes konstituiren aber diese gegensätzlichen Bestimmungen ein Ganzes, welches in seiner Einheit und Fülle 'schön' und 'gut' und 'gerecht' ist.
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