Οι τοιχογραφίες της Αγίας Άννας στο Αμάρι : Παρατηρήσεις σε μία παραλλαγή της Δεήσεως (πίν. 7-10)

Part of : Δελτίον της Χριστιανικής Αρχαιολογικής Εταιρείας ; Vol.25, 1974, pages 31-57

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31-57
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Die Fresken der Hl. Anna in Amari : Bemerkungen zu einer Variation der Deesis (pl. 7-10)
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In der einschiffigen Kirche der Heiligen Anna im Dorf Amari auf der Insel Kreta sind von der ursprünglichen Freskendekoration nur noch kleine Teile erhalten, nämlich die fragmentarischen Darstellungen der Deesis und Heiligen Liturgie in der Apsis. Eine ebenfalls teilweise erhaltene Inschrift, die auf dem roten Band steht, das den zylindrischen Teil von der Apsiskuppel trennt, überliefert wieder unvollständig das Datum der Ausmalung : 67. . . Von der dritten Ziffer, die das Jahrzent bezeichnet, ist nur linke, schräge Strich erhalten, mit dessen Hilfe, sowie der Korrespondenz zwischen Indikation und Jahren, das Datum als 6733 — 1225 ergänzt werden kann. Eine zweite, ebenfalls fragmentarisch erhaltene Inschrift, die auf dem dunklem Hintergrund der Deesis geschrieben ist, teilt uns nur mit, daß einer der Stifter ein Mönch war. Das Interesse dieser schlecht erhaltenen Fiesken liegt hauptsächlich in der Besonderheiten ihrer Ikonographie. So sind in der Deesis die Gottesmutter und Johannes der Täufer mit je einem Rotulus mit langer Bittinschrift dargestellt, den sie dem in der Mitte der Komposition tronenden Christus präsentieren. Die Darstellung Mariens als Anwältin mit einem Rotulus in der Hand, auf dem eine Inschrift — oft in der Form eines imaginären Dialogs zwischen ihr und Christus — geschrieben ist, stellt eine Variation des Typus der Agiossoritissa dar, und sie ist uns ab dem 11. Jh. in zahlreichen Beispielen aus der Monumental — sowie auch aus der Kleinkunst überliefert. Ihre Zusammenfügung mit der Deesis wird im 13. Jh. erst durch das kretische Fresko bezeugt. Es ist auch das einzige unter den frühen Beispielen, das Johannes gleichfalls mit einem Rotulus in der Hand darstellt. In der Apsisdekoralion der Nikolauskirche in Dimilia - Foundoukli auf der Insel Rodhos (aus dem 14. - 15. Jh.) befindet sich die früheste Parallele zu der kretischen Darstellung auch im Bezug auf den eingenommenen Platz in der Kirche. Vom Ende des 14. Jh. und besonders in der postbyzantinischen Monumentalmalerei mehren sich die Beispiele, die hauptsächlich in den nordlichen Gebieten (Makedonien, Epirus, Bulgarien) lokalisiert sind. In den letztgennannten Fällen nimmt aber die Deesis eine Stelle in der unteren Zone einer der Seitenwände der Kirche ein. Durch die Untersuchung des hier gesammelten Materials läßt sich zunächst feststellen, daß sich im Betracht auf die zwei fürbittenden Figuren zwei Traditionen gebildet haben. In der einen wird nur Maria mit einer Rolle in der Hand präsentiert, in der anderen beide fürbittenden Personen. Diese Feststellung führt zu der Annahme, daß der vollständige Typus, wie er in Amari auftritt, das Resultat einer Entwicklung ist, deren erste Stufe die Variation vertritt, in der nur die Gottesmutter mit einem Rotulus versehen ist. Gewiß muß zunächst die inhaltliche Verwandtshaft (vgl. die parallele Verwendung oder die örtlich gleichzeitige) beider Themen - Deesis und Agiossoritissa — zur Ersetzung des konventionellen Typus der fürbittenden Maria durch diejenige, die den Rotulus trägt, geführt haben. Später muß in Analogie zu der Darstellung M ariens und vielleicht auch der Symmetrie zugunsten ebenfalls Johannes mit einem Rotulus ausgestattet werden. Die daraus entstandene Komposition war nicht nur deutlicher, sondern sie eignete sich besser zum Ausdruck verschiedener Wünschen, was dem allgemein eschatologischen Charakter, der der konventionellen Deesis mit der Zeit verliehen wurde, fehlte. So zeigte sie sich geeigneter die jeweils varierten Intensionen von privat gestifteten Werken zu decken, in deren Bereich sie anscheinend entstanden ist. Für die letztere Annahme spricht auch die Tatsache, daß die Ikonographie der Votiv - und Andachtsbilder eine gewisse Flexibilität in der Verbindung verwandter Elemente aufweißt, die für unseren Fall auch durch die formalgeschichtliche Untersuschung des Typus erwiesen wurde. Denn in der reichen Ikonographie der fürbittenden Anwältin Maria wird der Typus, in der sie einen Rotulus dem Christus präsentiert, auf dem meistens ihre Interventionsworte in Komposition verschiedener Ursprungs verwendet, was den offiziellen Ikonographie fremd zu sein scheint (z. B. die Darstellung der tronenden Maria mit dem Christuskind und der Rolle in der rechten Hand in der Dekoration der Grabzelle der Enklistra des hl. Neophytos auf Zypern ; die Darstellung der Gottesmutter, die einen Rotulus in der rechten Hand haltend den Stifter oder Schreiber des Codex Iviron 5 an der Hand zu Christus führt). Diese Annahme, daß sich der Typus in der Sphäre der privaten Ikonographie entwickelt hat, wird durch dasselbe kretische Fresco weiter bestärkt. Denn nach einer Archivinformation und nach der Resten der Stifterinschrift in der Apsis kann die Kirche der Hl. Anna in der Zeit ihrer Ausstattung als eine Klosterkirche angesehen werden. Zudem werden die Besonderheiten des auf lokalen auch Interessen gerichteten Programms durch die Tatsache bezeugt, daß man in der Darstellung der Heiligen Liturgie für die mittleren Ehrenstellen zwei lokale heilige Bischöffe, nämlich den hl. Titus und den hl. Andreas von Kreta vorgezogen hat. Der schlechte Erhaltungszustand dieser Freskenfragmente läßt sehr wenig von ihrer Qualität und ihrem Stil ermitteln. Demzufolge kann man von den wenigen Anhaltspunkten, die sie liefern, ausgehend nur sich das hier wiederspiegelnde, allgemeine ästhetische Klima erkennen. So zeigen die in fließenden, weichen Falten wiedergegebenen unteren Gewandpartien — besonders in der Figur des Johannes — sowie auch die formzeichnende Rolle der Linien, eine gewisse Beziehung zu dem expressiven Linearstil der spätkomnenischen Malerei. Zugleich läßt aber der general entspanntere Eindruck, den besonders die Ausgeglichenheit der Proportionen, die mäßigere Bewegtheit der Binnenzeichnung und die Vereinfachung des Reliefs vor allem in den Gesichtspartien vermitteln, Verbindungen mit dem neuen zur beruhigteren Ausgeglichenheit und Monumentalität tendierenden Stils des frühen 13. Jahrhunderts erkennen. Durch diese Merkmale unterscheidet sich dieses Fresko in Amari von den späteren, am Ende desselben Jahrhunderts datierten, Wandmalereien von kretischen Denkmälern und zeigt sich dem 1225 ergänzten Datum gut zu entsprechen.
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